Mal ein Wochenendprojekt ohne Löten
In den letzten Jahren gibt es interessante Entwicklungen im Bereich Sensoren (MEMS-Sensoren), Computer (Raspberry Pi!), Services (Cloudservices) und Datenübertragung per Funk (Bluetooth Low Energy).Mit einem Raspberry Pi, einem Sensorträger von Texas Instruments und etwas Code kann man das ganz einfach selbst mal anwenden! Und zwar ganz ohne löten.
Code:
https://github.com/hermann-kurz/weatherstation-sensortagSensoren! Texas Instruments Sensor Tag
Bei Texas Instruments gibt es für 25$, das sind keine 20 € (inklusive extrem schnellem Versand!) das TI Sensor Tag, das gleich sechs Sensoren für folgende Meßgrößen enthält:- Luftfeuchtigkeit
- Luftdruck
- Magnetfeld
- Gyroskop
- Beschleunigung
- diverse Thermometer
- kontaktloses Infrarot-Thermometer
Bluetooth Low Energy
Bluetooth Low Energy (BLE) ist auf geringen Energieverbrauch getrimmt, ein Ziel ist der jahrelange Betrieb von Sensoren mit einer Knopfzelle. Das TI Sensor Tag schafft das zwar nicht ganz, ist aber dennoch ziemlich beeindruckend.BLE ist noch nicht besonders weit verbreitet. Neuere iPhones/iPads und einige wenige Android-Geräte beherrschen es aber schon. Dafür gibt es von Texas Instruments Apps, die direkt mit dem Sensor Tag kommunizieren können. Quellcode ist ebenfalls verfügbar.
Auslesen der Daten mit dem Raspberry Pi
Um die Daten mit einem Raspberry Pi auszulesen, braucht man ein BLE-fähiges USB-Dongle. Ich bin nach der Anleitung von Michael Saunby vorgegangen und habe das Plugable usb-bt4le verwendet. Dazu muß man eine neuere Version des Bluez-Bluetooth-Stacks für Linux compilieren um BLE-Support zu erhalten.Ian Harvey hat darauf basierend eine Python-Library geschrieben, die er auf GitHub zum Download bereitstellt. Wenn man die Library gebaut hat (etwas Fummelei nötig) kann man das TI Sensor Tag direkt von Python aus ansprechen und die Messwerte auslesen!
Wetterhäuschen
Zählt man man die Sensoren so durch, sieht man, daß das Sensor Tag eigentlich eine verkleidete Wetterstation ist - drahtlose Anbindung inklusive!Da der Sensor im Freien hängen soll, aber nicht direkt der Witterung ausgesetzt sein darf, haben meine Tochter und ich (danke Johanna!) ein Wetterhäuschen ganz grob nach dieser Anleitung gebaut.
Das Wetterhäuschen haben wir aus ein paar Holzleisten und Lamellenelementen aus dem Baumarkt zusammengeschraubt und geleimt. Dann mit wetterfestem weissem Lack angemalt.
Sieht total professionell aus. Den Deckel kann man aufklappen, dort ist ein Metallwinkel verschraubt, an dem das Sensortag per Kabelbinder befestigt ist, so daß es ziemlich mittig im Wetterhäuschen hängt.
Tempo-DB: Daten in der Cloud
Nächster Schritt ist das Speichern der Daten. Normalerweise stopft man die in eine Datenbank und kann dann später schöne Graphen damit zeichnen. Das geht auch wunderbar auf dem Raspberry Pi, ist aber langweilig (kann ja jeder). Viel interessanter ist es, das mal einem darauf spezialisierten Anbieter zu überlassen.Tempo-DB ist ein solcher Anbieter. Dessen Datenbank ist für Sensordaten optimiert, die pro Messung eine Timestamp/Messwert-Paar umfassen. Dafür sind es extrem viele Daten, die mit der Zeit anfallen können. Tempo-DB sorgt für Verfügbarkeit, Backups, Betriebssicherheit. Das lässt sich Tempo-DB normalerweise bezahlen, aber es gibt einen kostenlosen Plan, mit dem man bis zu 5 Millionen Datensätze speichern darf. Wenn jede Minute ein Datensatz anfällt, reicht das für knapp zehn Jahre, ist also für eine einzelne Wetterstation erstmal OK.
Einzige Voraussetzung ist ein Internetanschluss. Tempo-DB hat ein nettes REST-API, das man über Libraries benutzen kann, die in verschiedenen Script-Sprachen vorliegen.
Ich benutze in diesem Fall Python, da die Sensoren ja ebenfalls mit Python ausgelesen werden. Dazu habe ich Ian Harveys Beispiel-Script ein bischen angepasst, es steht auf Github zum Download bereit. Das Script rechnet auch noch gleich den gemessenen lokalen Luftdruck in den äquivalenten Luftdruck auf Meereshöhe um (mit der barometrischen Höhenformel, YEAH SCIENCE!!).
Tempo-DB hat ein schönes Backoffice, in dem man sich die erfassten Daten anschauen kann. Das sieht dann so aus:
Probleme, To-Dos, Workarounds
Batterielaufzeit
Mit einer CR2032-Knopfzelle habe ich bis jetzt leider nur eine Laufzeit von etwa zehn Tagen erreicht, obwohl die Sensoren nur alle fünf Minuten eingeschaltet und abgefragt werden. Eine CR2032-Zelle hat etwa 220 mAh, d.h. das Tag braucht etwa 1 mA - das ist zu viel. Mir ist noch nicht klar, warum.Als Workaround werde ich zwei Monozellen als Energiequelle nehmen, dort passen 22 Ah rein, also etwa hundert mal soviel
Reichweite
Die Bluetooth-Reichweite beträgt nur wenige Meter, durch eine Holzwand nach draussen ging erstmal nichts. Ich musste mit dem Bluetooth-Adapter am USB-Kabel rumhantieren, jetzt komme ich auf fünf Meter.Code
Der Code ist nicht sehr schön :-)https://github.com/hermann-kurz/weatherstation-sensortag
Start
Bevor das Python-Script Kontakt zum Sensor aufnimmt, muß das Sensor-Tag erst mit einemhcitool lescan
erkannt worden sien.
TI Sensor Tag
User Guide auf dem Sensortag-Wiki
Plugable usb-bt4le
Bluez-Bluetooth-Stack
https://github.com/IanHarvey/bluepy